Marguerite Friedlaender

Mit Marguerite auf die Suche
nach der perfekten Form gehen.


Den berühmtesten Entwurf der Keramikerin Marguerite Friedlaender (1896–1985) hast du vermutlich schon oft auf Tischen und Kommoden stehen sehen: Ihre formschöne und gleichzeitig funktionale Vase „Halle“ aus weiß glasiertem Porzellan entstand 1929 und wird bis heute produziert.

Aber fangen wir vorne an – da, wo Marguerite ihre Liebe zur Kunst entdeckte. Als Tochter eines englisch-französischen Vaters und einer englischen Mutter studierte sie nach dem Abitur an der Berliner Hochschule für Angewandte Kunst Zeichnen und Holzbildhauerei. Die anschließende Anstellung als Dekormalerin in einer Porzellanmanufaktur weckte ihr Interesse für Keramik, weshalb sie am Weimarer Bauhaus eine Ausbildung zur Keramikerin absolvierte. 1925 ging sie nicht wie die meisten anderen Bauhäusler mit nach Dessau, sondern kam nach Halle (Saale) an die Burg Giebichenstein, wo sie ein Jahr später ihre Meisterprüfung ablegte. 1925 bis 1933 leitete sie die Keramikklasse an der Burg Giebichenstein als erste Frau in einer solchen Position.

 

Marguerite Friedlaender-Wildenhain / KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin: Hallesche Form, 1931, Porzellan, weiß, glasiert, 25,3 cm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Punctum/Bertram Kober © Charles S. Friedlaender, New York

 

Stilistisch orientierte sie sich an der Sachlichkeit des Bauhaus-Stils, ließ aber gleichzeitig auch andere moderne Impulse einfließen – was im Bereich Gebrauchskeramik bisher noch völlig unüblich war. Die Keramikvase „Halle“ mit ihrer klaren, unverschnörkelten und zumeist unbemalten „Halleschen Form“ etwa war eine bahnbrechende Neuheit auf dem Markt. 1930 heiratete Marguerite Friedlaender ihren Künstlerkollegen Franz Rudolf Wildenhain (1905–1980).

 

Hans Finsler: Marguerite Friedlaender an der Töpferscheibe, Foto: KPM Berlin © Nachlass Hans Finsler


Leider erging es Marguerite 1933 wie vielen anderen in Deutschland tätigen Künstlerinnen und Künstlern jüdischen Glaubens: Sie wurde zur Kündigung gezwungen, ihre Entwürfe produzierte man ohne Nennung ihres Namens weiter und sie musste emigrieren, um der Verfolgung durch das NS-Regime zu entgehen. Ihre erste Exilheimat waren die Niederlande, wo sie erfolgreich ein Töpferstudio betrieb. Als auch dieses Land für Jüdinnen und Juden nicht mehr sicher war, musste sie in die USA fliehen – gezwungenermaßen ohne ihren Mann. Trotzdem blieb sie ihrer Linie treu, entwarf weiterhin Keramik in der ihr eigenen klaren Formensprache, hielt darüber hinaus Vorträge und veröffentlichte einige Zeitschriftenbeiträge.

Ihre berühmte Vase ist Teil der Sammlungspräsentation „Wege der Moderne. Kunst in Deutschland im 20. Jahrhundert“. Wer sich dieses wichtige Stück deutscher Designkunst nach Hause holen will, kann Reproduktionen davon in im Museumsladen erwerben.

In unserem Museumsblog findest du weitere Informationen zu Marguerite Friedlaender.