14. Februar 2021

Ich liebe Dich – Du bist meine Sonne

Zum Valentinstag

 

Innige Küsse, Umarmungen und auch kleine Aufmerksamkeiten – heute zeigen sich überall auf der Welt Verliebte ihre Zuneigung auf besondere Art – auch wenn böse Zungen behaupten, der Valentinstag sei nur eine Erfindung der Blumenhändler und Pralinenhersteller. Die Liebe gefeiert wurde schon immer in der Kunst und unsere Sammlungen halten so manches Kleinod parat.

 

Diese wunderbare Hommage auf die Liebe gestaltete der Wiener Künstler Helmut Zobl (*1941) im Jahr 1992. Die Buchstaben der Inschrift sind aus innig umschlungenen Paaren gebildet. Auf der anderen Seite der Medaille halten sie sich die Hände unter strahlender Sonne. Ihre mehrfache Darstellung verweist auf die möglichst lange Zeit vertrauter Zweisamkeit. In einem mehrzeiligen Bildertext formulierte Fritz Koenig (1924–2017) kontrapunktisch mit seinem Kleinen Liebesbrief aus dem Jahr 1963 die Dynamik langer emotionaler Liebesbeziehungen.

 

Die Darstellungen zueinander gewandter Paare sowie der Handschlag sind uralte Symbole für Vertrauen, für die Treue oder auch für die Trauung. Bereits im Mittelalter hatte dieses Motiv eine zeichenhafte Bedeutung. Aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt eine Gürtelschließe.

Das sich zugewandte Liebenspaar halten die Fingerspitzen von vier Händen, die es mit dem Vierpassrahmen verbinden. Diese Schließe stammt zusammen mit anderen Broschen und Ringen aus dem 1826 bekannt gewordenen Schmuckfund von Weißenfels, über den wir bereits in einem unserer letzten Blog-Beiträge berichteten.

Weitere Informationen zum Weißenfelser Schmuckfund im Blog‑Beitrag vom 9. Oktober 2020

 

Allerdings wurde die romantische Liebesbeziehung mit ihrer freien Partnerwahl entgegen aller literarischer Sehnsüchte und Mythologien erst seit etwa 200 Jahren gesellschaftliches Allgemeingut. Die Partnerschaft auf eine emotionale Beziehung statt auf ökonomische oder dynastische Prinzipien zu gründen, war ein radikaler Gedanke der schwärmerischen Romantik.

Das Brauchtum des Valentinstages mit seiner moralischen Pflicht, kleine Geschenke als Liebesbeweis zu geben, hat sich im deutschen Sprachraum erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Einflüsse aus Nordamerika und Großbritannien herausgebildet und sich durch eine starke Werbung von Floristik- und Süßwarenfirmen verbreitet. Die Wurzeln hierfür liegen zwar in der spätantiken Verehrung des Heiligen Valentin und in den römischen Lupercalien (Reinigungs- und Fruchtbarkeitsfeste), aber erst im 14. Jahrhundert sind literarische Zeugnisse auf den Valentinstag zu beziehen.

 

Es geschah am Valentinstag, als jeder Vogel kam, um seinen Partner zu wählen.

Geoffrey Chaucer, Parlement of Foules, 1382

 

So ist es nicht verwunderlich, dass die Sehnsucht nach Liebesgeschichten aus Antike und mittelalterlicher Minne auch in vielen Kunstwerken in allen Zeiten sichtbar wird. Ein herausragendes Beispiel ist die Szene von Minos und Scylla aus Ovids (43 v. Chr.–17 n. Chr.) Metarmophosen (VIII, 6-151).

Voller Lebendigkeit zeigt die Plakette des Meisters H. G., wohl Hans Jamnitzer (1538/1539–1603), die Begegnung des Belagerers von Megarah, Minos von Kreta, der auf Alcathoe zureitet. Er erblickt Scylla, die Tochter von Nisus, die von der königlichen Burg winkt und sich in den Helden unsterblich verliebt. Sie schnitt ihrem Vater die ihn unbesiegbar machende purpurne Locke aus dem Haar, um Minos die Eroberung zu ermöglichen und ihn in den Arm nehmen zu können.

 

Im späten 15. Jahrhundert wird mit dem Gothaer Liebespaar die großformatige Darstellung von intimen Paaren auch in der bildenden Kunst zu einem Sujet.

 

In Kleinodien hat dieses Motiv denselben hohen repräsentativen Symbolgehalt. Dies verdeutlicht ein aufwendig in Elfenbein geschnitztes Messer.

Hier handelt es sich nicht um ein Gerät für den täglichen Gebrauch, sondern um ein ein Kunstkammerobjekt. Vielleicht war es auch ein kostbares Hochzeitsgeschenk. Den Griff bildet ein Liebespaar, dessen Keuschheit sich in der hellen Farbigkeit und in den geschlossenen Blumenkränzen ausdrückt. Der Bräutigam überreicht seiner Braut eine exotische Blume. Der Hirtenstab verweist das Paar in das mythische Arkadien mit seiner idyllischen Harmonie, die Vergil in seinen Hirtengedichten beschwor.

 

Zum Valentinstag sollten nicht allein kleine Geschenke ein Muss sein, sondern auch die liebevolle Umarmung und ein inniger Kuss. Auguste Rodin (1840–1917) hat die Beziehung zwischen Mann und Frau zeitlos und die Konventionen seiner Epoche brechend, in seiner Plastik fokussiert. Lässt die Körperspannung die Eroberung des noch widerstrebenden Mannes durch die Frau erkennen? Bezieht sich die Szene auf Lancelot und Guinevere in der Artussage in Dantes göttlicher Komödie?

 

Lassen Sie sich gern für einen genussvollen Valentinstag anregen. Aber bitte beachten Sie die derzeit üblichen Abstandsregeln.