25. August 2020

Mit einem strengen und sensiblen Formbewusstsein

Zum 50. Todestag von Gustav Weidanz

Am 25. August 1970 verstarb Gustav Weidanz. Er wurde auf dem Laurentiuskirchhof bestattet. Der am 9. Dezember 1889 in Hamburg geborene Bildhauer, Medailleur, Keramiker und Kunstlehrer wirkte und lebte ab 1916 in der Saalestadt. Als erster Fachlehrer für Plastik prägte Weidanz den Ruf der Kunstschule in der Burg Giebichenstein maßgeblich mit. 1920 richtete er die Keramikwerkstatt der Schule ein und übernahm deren Leitung. Dort entstanden Gefäße, Plastiken und baukeramische Arbeiten. Weidanz war bis 1959 als Professor an der halleschen Kunstschule tätig. Sein künstlerischer Nachlass wird im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) bewahrt. Sein finanzielles Vermögen stiftete Weidanz für einen Preis für junge Bildhauer, der bis heute kontinuierlich verliehen wird. Noch bis zum 30. August sind die Arbeiten der aktuellen Preisträgerin, Hannah Schneider, bei uns zu sehen.

Weitere Informationen zur Gustav-Weidanz-Stiftung

Mehr über die Ausstellung von Hannah Schneider

 

Der Bildhauer

Weidanz‘ vielseitiges bildhauerisches Werk ist von einem strengen Formgefühl geprägt. Wies es zunächst noch Einflüsse der Art Déco auf, entwickelte es sich später zu einem gemäßigten Expressionismus, wie etwa in den Figuren am halleschen Ratshof, dem heutigen Rathaus, die 1928 entstanden. Neben einer Reihe von Architekturplastiken, die vor allem in den 1920er Jahren entstanden, widmete sich Weidanz dann mehr und mehr der freien Plastik. Ein umfangreiches kleinplastisches Werk entstand vor allem in den beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Figuren, deren Motive er oft in Variationen immer wieder aufnahm, werden zunehmend reduzierter. In der Beschränkung auf den Torso ist Weidanz‘ strenges und sensibles Formbewusstsein vielleicht am deutlichsten.

 

Der Medailleur

Gustav Weidanz begründete aber auch die „Hallesche Medaillenschule“ und gilt als Altmeister dieser speziellen Reliefkunst in Ostdeutschland. Bereits 1917 gestaltete er eine Medaille im Auftrag der halleschen Museumsgesellschaft auf das Reformationsjubiläum. Bekannt ist vor allem seine perspektivische Sicht auf die Altstadt mit ihrem Wahrzeichen, den fünf Türmen des Marktplatzes, die er 1932 für einen städtischen Ehrenpreis entwarf. Die Türme erheben sich aus einem kleinteiligen grafischen Gewirr, das die mittelalterliche Innenstadt symbolisiert. Diese Medaille ist neben weiteren in unserer Sammlungspräsentation Wege zur Moderne im Original zu entdecken.

Hier geht's zu den Wegen der Moderne

 

Der Keramiker

Mit den von Weidanz Anfang der 1920er Jahre entworfenen Gebrauchsgeschirren etablierte sich die moderne Gefäßgestaltung an der Burg. Die konstruktiven Formen hatten einen fast legendären Erfolg und sind bis heute Inkunabeln des modernen Designs. Dazu gehören auch die einzigartigen Entwürfe für Öfen und andere baukeramische Plastiken.

 

Mit seinen vielgestaltigen Werken, die von realistischen Plastiken, expressiven Marionetten, konstruktiven Keramiken und prägnant modellierten Medaillenporträts bis hin zu Bauplastiken und Öfen reichen, hat Weidanz einen maßgeblichen Anteil an der reichen Geschichte der modernen Kunst in Halle (Saale). Als Lehrer prägte er mehrere Bildhauergenerationen.