Lyonel Feininger

Mit Lyonel auf
Halle schauen.


Lyonel Feininger (1871–1956) wurde in New York als Sohn zweier deutsch-amerikanischer Musiker geboren. Nach dem Kunststudium in Berlin und Paris arbeitete er zunächst als freier Karikaturist und Illustrator. Zur Malerei kam er erst mit 36 Jahren, entwickelte jedoch schon bald einen charakteristischen halb abstrakten Stil, den er selbst „prismaistisch“ nannte. Im Laufe der Zeit hatte er Kontakt mit verschiedenen Künstlervereinigungen der Moderne, darunter der Brücke und dem Blauer Reiter, sowie einige erfolgreiche Ausstellungen. 1919 wurde Feininger als Leiter der Druckwerkstatt an das berühmte Bauhaus in Weimar berufen.

 

Lyonel Feininger: Der Dom in Halle, 1931, Öl auf Leinwand, 86,5 x 124,5 cm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Punctum/Bertram Kober © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

 

Im Jahr 1929 beauftragte ihn der damalige Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) Alois J. Schardt (1889–1955) mit einer Ansicht der Saalestadt. Ursprünglich war das Bild als Geschenk für das Oberpräsidium der Preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg gedacht gewesen – doch es kam nie dort an. Stattdessen kaufte die Stadtverwaltung selbst das Ergebnis von Feiningers zweijährigem Arbeitsaufenthalt für das eigene Museum an: insgesamt 11 Gemälde und 29 Zeichnungen.

 

Lyonel Feininger: Der Rote Turm V, 1929, Kohle auf Papier, 395 x 293 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Lyonel Feininger: Marienkirche bei Nacht, 1931, Silbergelatine, 73 x 54 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © VG Bild-Kunst, Bonn 2023


„Schuld“ an dieser unerwarteten Wendung war die überschwängliche Begeisterung des Malers für sein Motiv. Tag und Nacht streifte er durch die engen Straßen der Stadt und hielt auf Skizzen und Fotografien ihre Atmosphäre fest. Im Torturm der Moritzburg, wo man ihm im Obergeschoss ein Atelier zur Verfügung gestellt hatte, entstand daraus nicht etwa ein einzelnes Bild, wie im Auftrag vorgesehen ... nein, er schuf einen ganzen Zyklus von 11 großformatigen Gemälden! Vor allem die prägnanten Bauten der Innenstadt faszinierten ihn. Immer wieder machte er z. B. die Marien- bzw. Marktkirche, den Roten Turm, den Dom und einzelne Straßenzüge zu zentralen Motiven seiner Werke. So ist Lyonel Feiningers Arbeit untrennbar mit dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) verknüpft.

1937 wurde sein Werk von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, beschlagnahmt und aus dem Museum entfernt. Auf vielen Umwegen kamen 3 der Gemälde und viele Zeichnungen wieder zurück. Sie sind heute in der Dauerausstellung „Wege der Moderne. Kunst in Deutschland im 20. Jahrhundert“ zu sehen.

Wusstest du schon?

Mit dem Feininger Audiowalk kannst du auf den Spuren Lyonel Feiningers wandeln und seine Bildmotive bei einem Stadtrundgang selbst entdecken.

Ausflugtipp:

In Quedlinburg gibt es das einzige Feininger Museum weltweit!