28. April 2021

Mit Hingabe und Leidenschaft 

Eine Schenkung von Dr. Helga Schmoll genannt Eisenwerth

 

Dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ist es im Jahr 2017 gelungen, eine einzigartige Sammlung für sich zu gewinnen, die über ein halbes Jahrhundert mit herausragendem Spezialwissen zusammengetragen wurde. Diese Sammlung von Dr. Helga Dorothea Schmoll genannt Eisenwerth (1934–2019, geb. Hofmann) und ihrem Ehemann Prof. Dr. Josef Adolf Schmoll genannt Eisenwerth (1915–2010) beläuft sich auf etwa 300 Objekte und beinhaltet vorrangig Gläser, Keramiken und Goldschmiedearbeiten aus der Zeit des Jugendstils und der Art Déco. Die private Schenkung enthält aber auch einzelne plastische und grafische Arbeiten sowie ein Gemälde, wodurch vor allem die kunsthandwerkliche Sammlung um zahlreiche exquisite Objekte erweitert und bereichert wird.

 

Émile Gallé: Vase, 1900–1904, Glas, geschnitten, geätzt, Höhe 34 cm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Punctum/Bertram Kober

 

Die Werke stammen vor allem von bekannten lothringischen Künstlern und aus Manufakturen aus der Zeit des Jugendstils, wie Emile Gallé (1846–1904), den Glasmanufakturen Daum Frères, der Cristallerie Saint-Louis, Legras & Cie. oder René Lalique (1860–1945). Zur Sammlung gehören im Weiteren nicht nur böhmische Gläser, sondern auch Arbeiten aus den Glasmanufakturen Poschinger, Pallme-König & Habel sowie Moser AG Karlsbad.

 

 

Während die Keramiken von Clément Massier (1844–1917) durch ihre eindrucksvolle Lüsterglasur beeindrucken, ragen die Bronzeguss­arbeiten des französischen Bildhauers Jules Desbois (1851–1935) sowie das Silber der dänischen Manufaktur Michelsen durch ihre einzigartige handwerkliche Kunstfertigkeit heraus.

 

Thorvald Bindesbøll, Harald Slott-Møller, Hofjuveler A. Michelsen: Schale, nach 1900, Höhe 9,4 cm, Durchmesser 21,5 cm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Punctum/Bertram Kober

 

Zur großzügigen Schenkung gehören darüber hinaus Werke und Werkgruppen von Künstlern, wie beispielsweise Karl Schmoll genannt Eisenwerth (1879–1948), Fritz Schmoll genannt Eisenwerth (1883–1963), Kyohei Fujita (1921–2004), Karl Wiedmann (1905–1992), Richard Süßmuth (1900–1974), Jean Lurçat (1892–1966) und Fritz Koenig (1924–2017), aber auch eine Kollektion von Modeschmuck aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

Karl Schmoll genannt Eisenwerth: Vase, um 1900, Glas, irisierend, Pfauendekor, Silberapplikation, Höhe 14 cm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Punctum/Bertram Kober

 

Dem größten Anteil dieser Schenkung, d. h. dem Glas und der Keramik des französischen Jugendstils, wurde im Jahr 1980 bereits eine Ausstellung unter dem Titel „Nancy. Jugendstil in Lothringen 1900“ im Münchner Stadtmuseum gewidmet. Dr. Helga Schmoll genannt Eisenwerth (damalige Oberkonservatorin) und ihr Ehemann Prof. Dr. Josef Adolf Schmoll genannt Eisenwerth (damaliger Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte der Technischen Universität München) stellten dabei erstmals angewandte Kunst aus dem lothringischen Gebiet außerhalb Frankreichs aus. Diese gemeinsame Hingabe für die Kunst des Jugendstils in der Zeit zwischen Historismus und Art Déco entdeckten und entwickelten sie während mehrjähriger Forschungsreisen in Frankreich.

Im Zeitraum vom 1. Mai bis zum 8. August 2021 zeigt das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) die Kabinettausstellung „Schönheit und Funktion. Preziosen der Art Nouveau aus der Sammlung Kunsthandwerk & Design. In memoriam Dr. Helga Schmoll genannt Eisenwerth“. Diese Ausstellung und deren Ausstellungsstücke gehören größtenteils dieser Schenkung an und sollen der großzügigen Schenkerin die gebührende Ehre erweisen.

Weitere Informationen zur Kabinettausstellung

Weitere Informationen zur Studiensammlung Kunsthandwerk & Design