16. Juni 2022

Fotografien von Semjon Prosjak

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Die Ausstellungen zu Semjon Prosjaks Fotografien im Literaturhaus Halle (11.06.–17.07.2022) und in der Galerie Nord (10.06.–16.07.2022) nehmen wir zum Anlass, einige Arbeiten des Fotografen aus der Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) vorzustellen.

Der ukrainische Fotokünstler Semjon Prosjak (1931, Schaschkow / Ukraine–2018, Halle(Saale)) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Schule der Dnipropetrowsk Fotografie. Nach dem Besuch des Bautechnikums Kiew 1950 studierte er 1958 bis 1965 Fotografie. Im Jahr 1997 kam er nach Halle (Saale), in eine Stadt, der er zeitlebens sehr verbunden blieb.

 

 

Seine Fotoserie „Sednjew" entstand in den 1970er und 1980er Jahren und zeigt Aufnahmen aus dem Leben der örtlichen Gemeinschaft im Norden der Ukraine. Die 22 Aufnahmen im Museumsbesitz reichen von malerischen Landschaften über Porträts bis hin zu Details des Volkslebens.

 

Semjon Prosjak: Aus der Serie: Sednjew, 1960–1989, Silbergelatine auf Barytpapier, 353 x 535 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Nachlass Semjon Prosjak

 

Besonders hervorzuheben sind die von Nähe und Unmittelbarkeit geprägten Bilder der Arbeiter. Genrehafte Aufnahmen spiegeln zudem lebhaft die Szenen des lokalen Basars und veranschaulichen den geselligen Austausch zwischen den Menschen. Alltägliche Szenen, aufgenommen vor dem Hintergrund halbverfallener Architektur und im Nebeldunst, enthalten eine besondere, fast mystische Atmosphäre.

 

Semjon Prosjak: Aus der Serie: Sednjew, 1960–1989, Silbergelatine auf Barytpapier, 355 x 530 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Nachlass Semjon Prosjak
Semjon Prosjak: Aus der Serie: Sednjew, 1960–1989, Silbergelatine auf Barytpapier, 352 x 529 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Nachlass Semjon Prosjak

 

Einfache Landschaftsmotive in Semjon Prosjaks Fotografien sind mit einer einzigartigen Stimmung sowie der Größe und Erhabenheit der Natur erfüllt, die ihnen eine gewisse Monumentalität verleiht. Die Natur wirkt gleichsam als ein eigentümlicher Ort der Kraft. Das menschliche Dasein scheint seine einzigartige Bedeutung im Gleichklang mit der Natur zu entfalten.

 

Semjon Prosjak: Aus der Serie: Sednjew, 1960–1989, Silbergelatine auf Barytpapier, 354 x 530 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Nachlass Semjon Prosjak
Semjon Prosjak: Aus der Serie: Sednjew, 1960–1989, Silbergelatine auf Barytpapier, 354 x 530 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Nachlass Semjon Prosjak
Semjon Prosjak: Aus der Serie: Sednjew, 1960–1989, Silbergelatine auf Barytpapier, 355 x 523 mm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Nachlass Semjon Prosjak

 

Zur Stadt Sednjew

Sednjew ist ein kleines Städtchen im Norden der Ukraine, im Tschernigiw Bezirk, der am Fluss Snow liegt. Es ist eine alte Siedlung mit einer reichen Geschichte, die erstmals in den alten Landeschroniken als die Stadt-Festung Snowsk erwähnt wird. Der moderne Name Sednjew wurde im 16. Jahrhundert verankert, als der Ort zu einem bedeutenden militärischen Zentrum wurde. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurden in der Stadt Parks entworfen und viele Häuser und Kirchen gebaut. In Sednjew befinden sich mehrere bedeutende nationale historische und kulturelle Denkmäler wie etwa die Himmelfahrtskirche.

In der Stadt wurde in der Sowjetzeit ein Ferienhaus für Künstler eröffnet und Sednjew wurde als kulturelles Erholungszentrum berühmt. Hier verbrachten viele berühmte Künstlerinnen und Künstler der Ukraine viel Zeit und Freizeit – so auch Semjon Prosjak. Insbesondere die faszinierende Landschaft war beliebt bei den Künstlern.

Wie viele ukrainische Städte erlebt auch Sednjew heute schwierige Zeiten. Seit den ersten Tagen der russischen Invasion war die Stadt von russischen Truppen besetzt. Aktuell leidet die Stadt unter den Folgen der vergangenen Besetzung.

 

Über die Autorin

Tetiana Shkolna studierte 1999–2001 Kunsttheorie und Kunstgeschichte an der Kiewer Kunstakademie und arbeitete seitdem an dem National Museum „Kyiv Picture Gallery". Seit 2019 wohnt sie in Halle (Saale). Aktuell absolviert sie mit der Unterstützung der „Werner und Hiltrud Herzog Stiftung“ eine Weiterbildung in den Sammlungen des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale).

 
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