22. April 2020

Zum 75. Todestag von
Käthe Kollwitz

#closedbutopen

 



Ich will wirken in dieser Zeit,
in der die Menschen so ratlos und hilfs­bedürftig sind.

Käthe Kollwitz, Tagebucheintrag vom 4.12.1922

 

Vor 75 Jahren, wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, starb die Künstlerin Käthe Kollwitz (1867–1945) in ihrem 78. Lebensjahr in Moritzburg bei Dresden. Ihr Werk setzt sich aus Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken zusammen, ihre Hauptwerke sind die großen druckgrafischen Arbeiten, mit denen sie soziale Ungerechtigkeit, Armut und Hunger thematisierte und vor den Gefahren des Kriegs warnte.

Eines ihrer bekanntesten Werke ist das Plakat Nie wieder Krieg, das sie 1924 anlässlich des Mitteldeutschen Jugendtags in Leipzig schuf. Ein Jahr zuvor entstand ihr Plakat Deutschlands Kinder hungern!. Auch in unserer Sammlung befinden sich zu diesen Themen eindrucksvolle Grafiken.

 

 

Käthe Kollwitz begann ihre künstlerische Ausbildung 1885 an der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen, denn zu dieser Zeit war Frauen im Deutschen Kaiserreich ein Studium an den Kunstakademien noch nicht erlaubt. 1902/03 unterrichtete sie hier selbst als Lehrerin. Es folgte Unterricht in ihrer Heimatstadt Königsberg und in München. Ab 1891 lebte sie mit ihrem Mann in Berlin. Aus dieser Zeit stammt das als Federzeichnung ausgeführte Selbstbildnis der Künstlerin in unserer Sammlung. Es wurde 1928 erworben und gehört damit zur ersten Moderne-Sammlung des Museums, die 1937 von den Nationalsozialisten als “entartet” zerstört wurde.

Im Rahmen der Ausstellung Bauhaus Meister Moderne. Das Comeback hatten wir diese 2019/20 rekonstruiert.

Weitere Informationen zur Sonderausstellung
„Bauhaus Meister Moderne. Das Comeback“

 

 

Große Aufmerksamkeit erzielte Käthe Kollwitz mit ihren beiden Grafik-Zyklen Ein Weberaufstand (1893-97) und Bauernkrieg (1902/03-08). Aus beiden Zyklen befinden sich ebenfalls Blätter im Sammlungsbestand.

 

 

1919 wurde Käthe Kollwitz in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen und zur Professorin ernannt. Als Leiterin einer Meisterklasse für Grafik war sie die erste Frau, die an einer deutschen Kunsthochschule bzw. Akademie eine Professur erhielt. 1933 wurde sie von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen zum Austritt gezwungen.

 

Neben ihren aufrüttelnden grafischen Arbeiten, die stark vom Expressionismus Ernst Barlachs (1870–1938) beeinflusst sind, schuf Käthe Kollwitz seit 1910 auch plastische Arbeiten. Unter ihnen ragt die 1937 bis 1939 entstandene Pietà hervor. Anlass für diese Arbeit war die Auseinandersetzung mit dem Tod ihres 1914 im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn Peter. 1993 schuf der Künstler Harald Haacke (1924–2004) eine um das 1,6-Fache vergrößerte Kopie, die ihre Aufstellung in der zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Friedrich Schinckels Neuer Wache Unter den Linden in Berlin erhielt.

 

Innenraum der Neuen Wache in Berlin, Foto: Musican 67, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neue_Wache_innen_Berlin.jpg

 

1932 arbeiteten der Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht (1898–1956) und der Komponist Hanns Eisler (1898–1962) zusammen an den Vier Wiegenliedern für Arbeitermütter. Was Käthe Kollwitz mit ihren bildkünstlerischen Werken schuf, ihr lebenslanges Thema, formulierten die beiden in ergreifender Weise in Wort und Ton.

 

 

Ein paar Empfehlungen zur Vertiefung
 

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Käthe-Kollwitz-Museum, Berlin www.kaethe-kollwitz.de

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