Stoffe, Texturen, Oberflächen

Fotografien von Hans Finsler, Heinrich Koch und Gerda Leo

01.10.2022 — 08.01.2023
Kabinettausstellung

Diese Ausstellung ist bereits abgelaufen.


In Korrespondenz zu den textilen Bildkunstwerken Margret Eichers in der großen Halle im 2. Obergeschoss des Westflügels der Moritzburg zeigten wir im angrenzenden Turmkabinett Fotografien von Hans Finsler, Heinrich Koch und Gerda Leo.

Ob glänzende Sei­de, trans­pa­ren­ter Tüll, Glas oder un­ge­bran­nter Ton – mit neuen Blick­winkeln und inno­va­tiven Ge­stal­tungs­ele­men­ten mach­ten sich die Künst­lerin­nen und Künst­ler des Neu­en Sehens vor ei­nem knap­pen Jahr­hun­dert da­ran, mit foto­gra­fi­schen Mitteln das Wesen der Dinge offen­zu­le­gen. Nahsicht, An­schnit­te, Aus­schnit­te, Varia­tio­nen von Licht und Schat­ten, Schär­fe und Un­schär­fe er­setz­ten tra­dier­te Bild­mus­ter und ar­bei­te­ten die Ma­terial­rei­ze der Ob­jek­te ge­konnt heraus.

Im Zen­trum der Prä­sen­ta­tion standen Foto­gra­fien ver­schie­de­ner Stof­fe, die fast zum Grei­fen nah er­schei­nen. Hinzu kamen Ar­bei­ten, die den Pro­zess der Tex­til­her­stel­lung in den Blick neh­men, und schließ­lich Pro­dukt­dar­stel­lun­gen, die den­selben foto­gra­fi­schen Ge­stal­tungs­kri­te­rien unterliegen.

Hans Finsler (1891–1972)

Der Nachlass von Hans Finsler legte 1987 den Grundstein für die Sammlung Fotografie des Museums. Von 1922 bis 1932 arbeitete er an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und gründete dort die erste Klasse für Sachfotografie. Aufnahmen von Stoffen bilden eine der größten Gruppen seines Werks. Entstanden im Kontext der BURG und der Vereinigten Werkstätten A. G. München zeigt sich an ihnen die von ihm entwickelte „optische Grammatik“: Sorgfältig drapiert fällt das Gewebe in weichen Wellen, rollt sich ein oder scheint fast zu schweben – nichts ist dem Zufall überlassen. 1932 wechselte Hans Finsler in die Schweiz. Zum 100-jährigen Firmenjubiläum der Schweizer Textilfabrik Heberlein & Co. entstanden dort Mitte der 1930er Jahre Aufnahmen, die auch den Ablauf der Stoffproduktion visualisieren.

Heinrich Koch (1896–1934)

Der Bauhäusler Heinrich Koch war Finslers Schüler und ab 1932 sein Nachfolger an der BURG. Er war mit Benita Koch-Otte (1892–1976) verheiratet, welche die Weberei der halleschen Kunstschule leitete. In nur kurzer Zeit entwickelte Koch ein stringentes Œuvre. Durchdachte Arrangements mit geometrischer Komposition von Linien und Formen arbeiten Struktur und Muster der Gewebe haptisch heraus. Als atmosphärisches Element tritt Stoff in Kombination mit anderen Objekten, etwa Keramik, auf. Bereits im Frühjahr 1933, ein Jahr nach Kochs Lehrbeginn, beendete der politische Machtwechsel sein Wirken an der BURG. 1934 verunglückte er tödlich. Die im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) als Eigenbestand und Dauerleihgabe verwahrten Fotografien machen einen Großteil seines vorhandenen Werkes aus.

Gerda Leo (1909–1993)

Gerda Leo war Schülerin und Assistentin Hans Finslers. Ihre Fotografien von Gläsern, Ton, Küchenhölzern und Pflanzen verdeutlichen die bei Finsler erlernte Bildsprache, die sie eloquent in ihren eigenen Stil überführte. In Analogie zu den Stoffaufnahmen wird die Materialität der Objekte, ihre Oberfläche und Struktur gekonnt in Szene gesetzt und verdeutlicht so Finslers „optische Grammatik“ als übertragbare Bildsprache. 1929 nahmen Leo und Finsler an der wichtigen Ausstellung „Film und Foto“ des Deutschen Werkbundes in Stuttgart teil. 1932 lehnte sie Finslers Angebot, ihn in die Schweiz zu begleiten, ab und zog mit ihrem Mann nach Amsterdam. Ihr fotografischer Nachlass konnte Anfang der 1990er Jahre als Schenkung und Ankauf für das Museum erworben werden.

STOFFE, TEXTUREN, OBERFLÄCHEN

Fotografien von Hans Finsler, Heinrich Koch und Gerda Leo

01.10.2022 — 08.01.2023

Kuratorin

Dr. Jule Schaffer