Karl Hofer

Zwischen Schönheit und Wahrheit

21.11.2025 — 15.02.2026

 

Karl Hofer (1878–1955) gehört zu den eigenständigsten Malern der deutschen Moderne. Zwischen Neuer Sachlichkeit und Magischem Realismus entwickelte er eine unverwechselbare Bildsprache: realistisch und zugleich entrückt, voller stiller Dramatik und getragen von einem tiefen Glauben an die Würde des Menschen.

Die Ausstellung zeigt erstmals über 50 Gemälde aus einer bedeutenden Leipziger Privatsammlung. Sie ist unterteilt in sieben Kapitel, die die wichtigsten Themen in Hofers Œuvre anhand von Beispielen aus allen Schaffensphasen vorstellen. Ergänzt wird sie um neun Gemälde von Künstlern der Halleschen Schule, die thematische, stilistische und atmosphärische Anklänge an Hofers figurativer Malerei nach 1945 aufweisen. 

Die Ausstellung macht die künstlerische Spannweite Hofers sichtbar und zeigt, warum seine humanistische Botschaft heute aktueller denn je ist. „Zwischen Schönheit und Wahrheit“ – dieser Untertitel bringt sein Schaffen auf den Punkt: Schönheit als Ideal, hinter dem sich eine oft schwer erträgliche Wahrheit verbirgt – das Schicksal des Menschen in all seinen Facetten.

Der Lebensweg Karl Hofers war geprägt von Brüchen: Schon vor 1933 stellte er sich offen gegen die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten. 1937 diffamierte man ihn in der Ausstellung „Entartete Kunst“, entzog ihm Lehramt und Akademiemitgliedschaft, mehr als 300 seiner Werke wurden aus öffentlichen Sammlungen entfernt, ein Bombenangriff zerstörte 150 Gemälde und zahlreiche Skizzen und Notizen. Seine erste Frau Mathilde wurde 1942 aufgrund ihrer jüdischen Abstammung in Auschwitz ermordet, nachdem sie 1938 Hofers Drängen auf eine Scheidung nachgab. 1947 fiel sein ältester Sohn einem Gewaltverbrechen zum Opfer. 

Nach dem Krieg wurde Hofer Rektor der Berliner Hochschule für Bildende Künste und engagierte sich für den künstlerischen Neuanfang in Berlin. Er setzte sich öffentlich für ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Figuration und Abstraktion ein, blieb in seinen eigenen Werken jedoch stets dem Menschen verpflichtet – ohne Pathos, aber mit klarer Haltung.

Hofers Figuren sind keine bloßen Wiedergaben des Gesehenen, sie sind stille Träger tiefgreifender existenzieller Empfindungen. Themen wie Verlust, Widerstand, Leben und Tod gestaltet er auf persönliche, unaufdringliche Weise. Gerade in dieser zurückgenommenen Dramatik zeigt sich seine Haltung: In Zeiten, in denen fundamentale menschliche Werte bedroht waren, blieb er dem Individuum verpflichtet und bemühte sich, dessen Würde zu bewahren – häufig zum Unverständnis seiner Zeitgenossen. Nach 1945 fand Karl Hofers Schaffen zunächst Beachtung in Ost und West, doch in Ostdeutschland kam die Auseinandersetzung damit 1950 im Zuge der Formalismus-Realismus-Debatte jäh zum Erliegen; auch in Westdeutschland ging nach seinem Tod die Auseinandersetzung mit seinem Schaffen zunächst zurück, was im dortigen Primat der Abstraktion begründet liegt. Groß angelegte Retrospektiven fanden zu seinem hundertsten Geburtstag 1978 in Halle (Saale), West-Berlin und Karlsruhe statt.


Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im E. A. Seemann Verlag. 


Die Hofer-Ausstellung zieht weiter. 2026/27 können Sie die Ausstellung an folgenden Standorten erleben:

Schloss Achberg, Kulturhäuser Landkreis Ravensburg
11.04.2026 — 18.10.2026

www.schloss-achberg.de


Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
07.11.2026 — 28.02.2027

www.galerie.bietigheim-bissingen.de

 

Karl Hofer 

Zwischen Schönheit und Wahrheit

21.11.2025 — 15.02.2026

Kuratorin

Anke Dornbach

Die Aus­stel­lung ent­steht in Zusam­men­arbeit mit der Samm­lung Arthouse.

Gefördert von

Publikationspartner