01. Oktober 2020

„Ei! wie schmeckt der Coffee süße, ..."

Zum Tag des Kaffees

… Lieblicher als tausend Küsse, / Milder als Muskatenwein. / Coffee, Coffee muss ich haben, / Und wenn jemand mich will laben, / Ach, so schenkt mir Coffee ein!“ – ein Hochlied, das Johann Sebastian Bach (1685–1750) in seiner Kaffeekantate 1734 zu Papier und – vermutlich im Leipziger Café Zimmermann – zur Aufführung brachte. Ein bürgerliches Stückchen voller Humor und Augenzwinkerei: Die Tochter lässt das Kaffeetrinken nicht, der Vater gibt die Erlaubnis zum Heiraten nur, wenn sie es doch lässt, und die Kluge weiß sich Rat – ein (künftiger) Gatte, der ebenfalls das Getränk zu schätzen weiß.

 

Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser kleinen Komposition hatte der Kaffee vom afrikanischen Kontinent aus seinen Siegeszug schon längst über Europa gehalten. Spätestens seit der Mitte des 17. Jahrhunderts gab es mehr und mehr Kaffeehäuser. Kein Wunder, dass Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638–1715) auch dem Genuss frönte und den Kaffee liebte – sehr stark, sehr süß und sehr heiß musste er sein in Versailles. Daran orientierten sich viele.

Vor dem Kaffeegenuss wurde von ängstlich-biederen Gemütern immer wieder gewarnt. Bach machte sich darüber noch lustig. Ernster erklingt ein weitverbreiteter Kanon aus dem 19. Jahrhundert:
 

C – a – f – f – e – e
trink nicht so viel Kaffee

 

... so beginnt der Carl Gottlieb Hering (1766–1853) zugeschriebene Kanon, der – politisch schon längst nicht mehr korrekt! – vor den gesundheitlichen Folgen des „Türkentranks“ des „Muselmans“ warnen sollte und noch immer – leider unkommentiert – in zahllosen Musikstunden gelehrt wird.

Gewarnt vor Kaffee wurde vergebens – er ist heute mehr denn je beliebt und in allen Varianten erhältlich: als Espresso, Americano, Latte Macchiato, Café Crema, Cappuccino, Melange, Filterkaffee, Cà phê sữa (die vietnamesische Variante mit ordentlich Kondensmilch) und und und. Malzkaffee oder Muckefuck sind selbstverständlich raus …

 

Wovon wird der Kaffee süß, vom Zucker oder vom Umrühren?
 

Jüdisches Sprichwort

Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken. Und wenn man keinen haben kann, so soll man versuchen, so heiter und gelassen zu sein, als hätte man guten Kaffee getrunken.
 

Jonathan Swift

Drei Dinge gehören zu einem guten Kaffee: erstens Kaffee, zweitens Kaffee und drittens nochmals Kaffee.
 

Alexandre Dumas

 

Seit jeher schon schmeckt das geliebte schwarze Gebräu noch besser, wenn es im entsprechenden Gefäß serviert wird. Es gibt vom zarten Mokkatässchen über das verspielte Kaffeekännchen bis hin zu edlen Kaffeezubereitern alles, was das Herz der Koffeinliebhabenden höher schlagen lässt. Auch in unserer Sammlung Kunsthandwerk & Design finden sich edle Stücke, von denen wir hier eines näher vorstellen:

 

Die szenische Darstellung einer Kaffee trinkenden Gesellschaft auf der Vase aus der Werkstatt von Jacob Wemmersz Hoppesteyn (1626–1671) macht das Gefäß zu einer Inkunabel der niederländischen Fayence. Es soll sich um eine der frühesten Darstellungen der beliebten Heißgetränke überhaupt handeln. Gekonnt ist im holländischen Genrestil eine fein gekleidete Gesellschaft dargestellt, die in einem mit Bildern, Leuchtern und Stoffgehängen geschmückten Raum an einem Tisch sitzt. Ein Diener schürt den Ofen. Ein Mann genießt eine Pfeife. Ein Paar scheint zu flirten.

Die farbige Aufglasurmalerei wurde mit der verstärkten Wahrnehmung japanischer Porzellane ab 1664 in Delft eingeführt. Hoppesteyn war einer der ersten, der mit polychromen Dekoren experimentierte. Erst nach der Anlage der Unterglasur wurden die aufgebrachten Farben bei 950°C erneut gebrannt. Eisenrot und Vergoldungen vertrugen nur geringere Temperaturen, sodass für die „gemischte Technik“ mehrere Brände notwendig waren. Hoppesteyn lernte bei Abraham de Cooge, war ab 1661 als Maler Mitglied der Lukasgilde und alleiniger Inhaber der Manufaktur von 1664 bis 1671. Die Marke des Meisters wurde genutzt, bis Sohn Rochus die Meisterprüfung ablegte und die Werkstatt im Jahr 1680 übernahm. Die lediglich etwa 25 überlieferten Arbeiten, zu denen unser Stück gehört, bei denen auch mit dem rotbraunen Mangan gemalt wurde, müssen vor der Übernahme der Werkstatt durch den Sohn gearbeitet sein, da diese Farbe später nicht mehr Verwendung fand.

Die Delfter Fayence, lange als porcelain bezeichnet, galt als die beste europäische Imitation des bis 1710 nicht selbst herzustellenden fernöstlichen Porzellans. Die zinnglasierten Delfter Erzeugnisse erschienen zumindest äußerlich in Glanz, Form und Dekor dem echten Porzellan vergleichbar. Aus der großen Produktion der mehr als 30 Manufakturen in der Stadt ragt die „Zierware“ heraus, die aufwendig dekoriert sowohl im fürstlichen als auch im gehobenen Bürgertum begehrt war. Friedrich III. von Brandenburg bestellte in Delft für seine Krönungszeremonie und Henriette Katharina richtete in Oranienbaum ein Delfter Porzellan-Kabinett ein. Das künstlerische Umfeld, insbesondere die als Delfter Schule bekannte Malergruppe mit ihrem bekanntesten Vertreter Jan Vermeer, trug zur künstlerischen Entwicklung der Fayencemalerei bei. Die Fayencemaler mussten eine sechsjährige Lehrzeit mit einem Meisterstück abschließen.

Die Motive der polychrom bemalten Arbeiten umfassen Themen der antiken Mythologie, der Chinoiserie, orientalistisch dargestellte Figuren und als Besonderheit niederländische Genreszenen. Die dem Porzellan zum Verwechseln ähnliche, milchig weiße und homogene Zinnglasur zeichnet die Produkte der Firma aus. Sie wird als technologische Avantgarde in ihrer Zeit betrachtet.

Unsere wunderschöne Vase ist derzeit übrigens ein Glanzstück in der Ausstellung „Royal Blue. William and Mary's Finest Delftware" (bis 22. November 2020) im Kunstmuseum Den Haag.

Die Ausstellung „Royal Blue. William and Mary's Finest Delftware" im Kunstmuseum Den Haag