Eine museale Detektivgeschichte
1825 erhielt die Bibliothek der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Porträt-Büste Friedrich Nicolais geschenkt. Sie stammte aus dem einstigen Besitz des bedeutenden Schriftstellers der Aufklärung. 1798 hatte sie Johann Gottfried Schadow in Berlin gefertigt. Die Gipsabformung in Nicolais Besitz dürfte eine der ersten Abformungen vom Ton-Original gewesen sein.

1909 lieh sich die Königliche Akademie der Künste diese Büste für ihre große Schadow-Retrospektive. In diesem Zusammenhang erkannte man sowohl in Berlin als auch in Halle (Saale) den Wert dieses plastischen Porträts, sodass es sowohl die Nationalgalerie als auch das hallesche Kunstmuseum erwerben wollten. 1914 konnte der hallesche Museumsdirektor Max Sauerlandt triumphierend vermelden, dass er über die Museumsgesellschaft den Gips für die Museumssammlungen sichern und eine Ersatzabformung für die Universitätsbibliothek anfertigen lassen konnte.
Der heute leider als verloren zu beklagende Original-Gips aus dem Besitz Friedrich Nicolais war 1914 die wertvollste Schenkung der Museumsgesellschaft. Heute gibt es in Halle (Saale) zwei Ausführungen des Nicolai-Porträts in Gips sowie in der Berliner Nationalgalerie eine weitere in Gips und eine in Bronze. Im Rahmen der Ausstellung werden alle vier Büsten erstmals in einer Zusammenschau präsentiert und wird der sich um sie rankende Provenienz-„Krimi“ erzählt.
Wege zur Burg der Moderne
1911: Die Museumsgesellschaft
Kabinettausstellung im Rahmen der Ausstellungsreihe „Stifter & Schenker"
01.10.2022 — 08.01.2023
Kuratoren
Ulf Dräger, Sophie Mannich in Zusammenarbeit mit Sven Pabstmann
Mit freundlicher Unterstützung
